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Oregon’s wilde Küste

On the road again − Es ist bereits der 21. Oktober und wir wollen weiter. Schliesslich wollen wir vor dem Wintereinbruch noch einiges entdecken. Markus fällt der Abschied von John schwer. Schon mehrmals durfte er von der Gastfreundschaft der Mettler’s profitieren. Er hofft, dass  John und/oder seine Kinder bald wieder in die Schweiz kommen und so ein erneutes Treffen möglich ist. Lulu hatte die letzten Tage im einengenden Familienclan Mühe und ist froh, wieder auf Achse zu sein. Endlich ist sie wieder etwas mehr, als nur Markus’ minderwertiges Anhängsel, als das sie sich in Portland oft gefühlt hat.

Von Vancouver fahren wir nach Seaside. Das Wetter ist gut und die Oregon Coast zeigt sich von ihrer besten Seite. Lulu hat im Reiseführer von einem alten Schiffswrack (Wreck of the Peter Iredale) gelesen. Es liegt etwas nördlich im Fort Stevens State Park und bietet ein interessantes Fotomotiv.

 

Cheese − Am Nachmittag fahren wir südlich nach Tillamook, welches für seine gleichnamigen Milchprodukte (Käse, Glace etc.) bekannt ist. Entlang der Strasse weidenKuhherden, die wohl für die Milchproduktion verantwortlich sind. Einige Leute behaupten, dass die ganze Region rund um Tilamook nach Kühen riecht/stinkt. Für eine Fabrikführung durch die Tillamook County Creamery Associationin inklusive Käsedegustation ist es leider schon zu spät. In einer abgelegenen Ecke des Safewayparkings finden wir einen geeigneten Übernachtungsplatz.

 

Connected − Zwischen Tillamook und Lincoln City verlässt der Highway 101 die Küste und führt durch ein Waldgebiet. Wir beschliessen deshalb den 35 Meilen langen Three Capes Loop zu nehmen, der der Küste entlang und durch drei State Parks (Cape Meares, Cape Lookout und Cape Kiwanda) führt. Cape Meares Attraktionen sind ein Leuchtturm und der Octopus Tree. Die alte, riesige Sitka Spruce (Fichte) hat mehere Stämme, die nebeneinander in die Höhe wachsen und dabei an die Arme eines Tintenfisches erinnern. Ansonsten bietet die Fahrt entlang der Küste wie bereits gestern tolle Ausblicke und ein grossartiges Naturspektakel, wenn die Wellen voller Wucht an die Felsen prallen.

Kurz vor Lincoln City gelangen wir wieder auf den Highway 101. Dieser führt quer durch die langgezogene Stadt. Wegen der vielen Baustellen, stockt der Verkehr und erlaubt nur ein schrittweises Vorwärtskommen. Gerade als Lulu ein Internetsignal abgefangen hat, werden wir von einer Politesse weitergewunken. Bis wir das andere Ende der Stadt erreichen, gelingt es uns aber doch noch unsere Mails etappenweise runterzuladen. Die rund 11 Kilometer lange Strecke hat uns allerdings auch über eine Stunde Zeit gekostet!

 

Teuflisch − Am Nachmittag zieht Nebel auf. Das ist nicht weiter schlimm, ergeben sich dadurch doch neue interessante Stimmungen. Die mehreren Meter hohen Wellen sehen jetzt sogar noch bedrohlicher aus. Gleichzeitig haben die in Nebel gehüllten Felsen am Strand etwas Mystisches an sich. An einem der Strände schlägt uns ein bekannter «Duft» entgegen: Ein toter Seelöwe.

Gegen Abend kommen wir bei Devil’s Churn und Spouting Horn vorbei. Bei Flut donnern die Wellen durch den schmalen Devil’s Churn (Teufel’s Butterfass) und lassen die Gischt hoch spritzen. Man kann das Schauspiel entweder von oben oder hautnah von der Basis des Devil’s Churn beobachten. Hier ist allerdings Vorsicht geboten. Die Felsen sind nass und glitschig und die Wellen hoch und wuchtig. Wir lassen uns keine der beiden Perspektiven entgehen und ziehen folgendes Fazit: Von oben hat man den besseren Überblick und kann den ganzen Ablauf mitverfolgen (hereinschiessen, hochspritzen und zurücklaufen des Wassers). Unten bekommt man dafür ein besseres Gefühl für die Kraft und Gewalt des Naturschauspiels (Grösse und Lautstärke der herandonnernden Wellen). So oder so ist es ein eindrückliches Erlebnis.

Beim nahegelegenen Spouting Horn gelangt das Wasser unter eine Felsplatte. Entsteht durch eine Welle genug Druck, schiesst aus einem Loch in der Felsplatte wie bei einem Geysir eine Wasserfontäne hoch.

In der Zwischenzeit ist es am eindunkeln. Wir fahren noch ein Stück weiter und stellen Nanuq auf einem Picknickplatz direkt am Meer ab.

 

Wetterwechsel − Am nächsten Morgen ist der Nebel noch dichter als am Vorabend. Wir fahren weiter der Küste entlang, sehen wegen dem weissen Schleier jedoch nichts von der schönen Landschaft. Ein paar vorbeifliegende Pelikane und zwei Seehunde, die für ein paar Sekunden aus dem Wasser auftauchen, sind das einzige Highlight an diesem Morgen. Bei Reedsport fängt das Gebiet der Oregon Sand Dunes an. Aber auch hier hat der Nebel die Landschaft im fest im Griff. Wir fahren bis Winchester Bay und erkundigen uns dort nach den Wetterprognosen. Diese sehen für die nächsten Tage nicht besonders gut aus. Die Küste, die für feuchtes und nebliges Wetter bekannt ist, zeigt ihr wahres Gesicht. Wir beugen uns dieser Tatsache. Mit zwei Schönwettertagen haben wir unseren Anteil gehabt und dürfen uns dafür glücklich schätzen. Auf dem Highway 38 fahren wir landeinwärts Richtung Crater Lake Nationalpark.